Die Fotosammlung des
Vandeleur Robinson
Albanien 1939
und 1944-1945
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Die Fotosammlung des Vandeleur Robinson besteht aus zwei Teilen: (1) die Fotos, die während der
Reise von 1939 gemacht wurden und zwei Jahre später in seinem Buch Albania's Road to Freedom
erschienen - diese stammen vermutlich nicht alle von Robinson selbst - und (2) die bisher kaum
bekannten Aufnahmen vom Herbst 1944 und vom Frühjahr 1945, die er in Tirana und auf der Reise
nach Südalbanien machte, kurz bevor er des Landes verwiesen wurde.
Albanien 1939 — Bildunterschriften
Der zweite Teil der Sammlung wurde von der Familie Mellet dem Centre for Albanian Studies
geschenkt und befindet sich nun im Archiv der Royal Geographical Society in London.
Albanien 1944-1945 — Bildunterschriften
Der britische Autor und Militär, Vandeleur Robinson (1902-1990), auch Vivian Dering Vandeleur
Robinson genannt, war Sohn eines Obersts in der britischen Armee. Er besuchte Cheltenham
College, war für kurze Zeit Militärkadett an der Woolwich Militärakademie, und studierte
Geschichte am Emmanuel College in Cambridge. Er scheint einige Zeit in der Tschechoslowakei
verbracht zu haben, da er in erster Ehe eine Tschechin geheiratet hatte. In den 1930er Jahren
arbeitete Robinson als Referent für Südosteuropa beim Völkerbund. Dort lernte er seine zweite
Frau, die britische Kriegskorrespondentin und Journalistin, Clare Hollingworth (1911- ), kennen,
mit der er 1936-1951 verheiratet war. Robinson war 1936, und wieder 1939, mit seiner Frau auf
dem Balkan. Bei der zweiten Reise besuchte er zum ersten Mal auch Albanien. Ergebnis dieser
Reise war Robinsons Buch, Albania's Road to Freedom (London 1941).
Während des Zweiten Weltkriegs war Robinson Kapitän in der Armee und scheint im militärischen
Nachrichtendienst tätig gewesen zu sein. Schon im Oktober 1944 kurz nach dem Abzug der
deutschen Wehrmacht war er in Albanien, wo er die zukünftige kommunistische Führung
kennenlernte. Im März 1945 war Robinson Presseattaché an der britischen Militärmission in
Tirana. Als diplomatischer Beobachter nahm er am Sondergericht (Gjyqi Special) teil, an dem
sechzig Vertreter des vorkommunistischen Regimes zu Tode bzw. zu langen Haftstrafen abgeurteilt
wurden. Im Mai und Juni 1945 konnte er mit einem Geländewagen eine ausgedehnte Reise durch
Südalbanien machen.
Während seiner Zeit in Albanien lernte er Sara Blloshmi (1900-1974), die Tochter des osmanischen
Generals Abdul Karim Pascha, kennen. Als Enkelin von Ismail Kemal bej Vlora, der 1912 die
Unabhängigkeit Albaniens ausgerufen hatte, wurde sie in Konstantinopel geboren und studierte in
Kairo. Ihr erster Mann, Selahedin Blloshmi, war albanischer Botschafter in Rumänien. Sara
Blloshmi war in Tirana zur Zeit von König Zog eine emanzipierte Gesellschaftsdame, die in der
Öffentlichkeit tanzte - für die damalige albanische Gesellschaft ein skandalöses Benehmen. Sara
verstand wohl, wie die Sachen in Albanien nach der kommunistischen Machtübernahme bestellt
waren und flehte Robinson an, sie zu heiraten, und sie und ihre Tochter, die Malerin Vera Blloshmi
(1923-1998), nach England mitzunehmen. Robinson willigte ein und fand sogar einen britischen
Militärkollegen, Jimmy Mellet, der bereit war, die Tochter zu heiraten. Auf dieser Weise flüchteten
die zwei Frauen aus Albanien - und beide Ehen hatten Bestand.
Die Beziehungen zwischen den Westmächten und dem neuen kommunistischen Regime in
Albanien verschlechterten sich sehr schnell. Bald wurde die britische Militärmission - und mit ihr
Robinson - aus Tirana abgezogen. Seine Albanienbilder aus den Jahren 1944-1945 gehören zu den
wenigen von westlichen Ausländern gemachten Aufnahmen, die wir aus der Zeit kennen. Robinson
verbrachte seine späteren Jahre in Norditalien, wo er auch Theaterstücke schrieb. Sein Nachlass
befindet sich in der School of Slavonic and East European Studies in London.