Die Fotosammlung des
Maximilian Lambertz
Süditalien 1913-1914
Albanien 1916
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Diese Internetseiten sind dem Leben und Werk des österreichischen Albanologen, Maximilian
Lambertz (1882-1963), gewidmet.
Max Lambertz wurde in Wien am 27. Juli 1882 geboren und wuchs dort auf. In den Jahren 1900
bis 1905 studierte er vergleichende Sprachwissenschaft und Altphilologie, und promovierte
anschließend mit einer Dissertation über Die griechischen Sklavennamen (Wien 1907). Ein
staatliches Stipendium ermöglichte es ihm, Italien und Griechenland zu bereisen, wo er, als er die
Gespräche von Fischern aus Attika und Hirten aus Theben belauschte, zum ersten Mal die
Gelegenheit hatte, das Albanische zu hören. Nach seiner Rückkehr wurde er Schullehrer am
Bundesgymnasium in Wien, wechselte aber 1907 nach München über, wo er Mitarbeiter am
Thesaurus Linguae Latinae wurde. Im Jahre 1911 kehrte er nach Wien zurück und nahm seine
Laufbahn als Schullehrer wieder auf. Seine erste Veröffentlichung im Bereich der Albanologie -
zusammen mit Gjergj Pekmezi - war ein Lehr- und Lesebuch des Albanischen (Wien 1913). In den
Jahren 1913 und 1914 bereiste er für je einige Wochen Süditalien, um die dort gesprochenen
albanischen Mundarten zu erforschen. Insbesondere widmete er sich den weniger bekannten
nördlichen Dialekten des Arbëresch, und zwar in den Abruzzen und in Molise, vor allem der
Mundart von Badhesa (ital. Villa Badessa). Auf dieser Reise entstand eine erste Fotosammlung.
Vom Mai bis Juli 1916 bereiste Max Lambertz im Rahmen einer Expedition der Balkan-
kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zum ersten Mal Nord- und
Mittelalbanien, um sich wissenschaftlich mit der albanischen Sprache und der Folklore zu
beschäftigen. Auf dieser Reise besuchte er Gruda, Shkodra, Lezha, Kruja, Tirana, Durrës, das Kir-
Tal, Shoshi, Shala, die Täler des Drin und der Valbona und insbesondere Mirdita, wo er sich der
dortigen Mundart widmete und Folklorematerial sammelte. Auf dieser Reise wurden einige
einmalige Fotoaufnahmen gemacht. Im Dezember 1916 kehrte er nach Albanien zurück, diesmal
mit den k.u.k.-Truppen, die Nord- und Mittelalbanien besetzt hatten. Er wurde mit der Leitung des
albanischen Schulsystems beauftragt und wurde als erster Ausländer Mitglied der Albanischen
Literarischen Kommission, die von den k.u.k.-Behörden eingesetzt wurde, um eine für das
Schulwesen normierte Standardsprache zu schaffen. In Shkodra war er zusammen mit Gjergj
Fishta Redakteur der Zeitung Posta e Shcypniës (Die Albanische Post), 1916-1918, in der er einige
Eigenbeiträge veröffentlichte. Das von ihm gesammelte Volkskundematerial wurde in dem Band
Volkspoesie der Albaner: eine einführende Studie (Sarajevo 1917) veröffentlicht.
Nach dem Krieg kehrte Lambertz nach Österreich zurück, wo er bis 1934 unterrichtete.
Gleichzeitig verfasste er Bücher und Artikel zu den verschiedensten Aspekten albanischer Kultur,
insbesondere zur Volkskunde. Nachdem er 1934 nach der Machtübernahme von Dollfuß als
langjähriges Mitglied der Österreichischen Sozialdemokratischen Partei aus dem Schuldienst
scheiden musste, schrieb er sich im Alter von dreiundfünfzig Jahren wieder an der Universität ein
und studierte diesmal evangelische Theologie, doch wurde seine Dissertation von der Fakultät aus
rassischen Gründen abgelehnt. Seine Mutter entstammte einer jüdischen Familie. Im Jahre 1939
siedelte Lambertz nach München um, wo er wieder bis zum Jahre 1942 am Thesaurus arbeitete. Im
Jahre 1943 ging er nach Leipzig, wo er an der Leipziger Fremdsprachenschule französisch und
italienisch unterrichtete und an der Pauly-Wissowa Realenzyklopädie der Altertumswissenschaften
mitarbeitete.
Im Juni 1945, wurde er, nachdem er sich der Kommunistischen Partei angeschlossen hatte,
Direktor der Leipziger Fremdsprachenschule und im Oktober 1946 Ordinarius für vergleichende
Sprachwissenschaft und bis 1949 Dekan der neuen Pädagogischen Fakultät der Karl-Marx-
Universität. Bis seiner Emeritierung im Jahre 1957 war er auch Direktor des Indogermanischen
Instituts.
Lambertz besuchte Albanien im Juni 1954 und im Jahre 1957. Auch nach dem Bruch der engen
politischen Beziehungen zwischen Albanien und dem Warschauer Pakt weigerte er sich, seine
Verbindungen mit dem Land völlig aufzugeben. An Empfängen der albanischen Botschaft in
Ostberlin nahm er weiterhin teil, was damals politisch nicht unbedenklich war.
Als Ordinarius für vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität Leipzig wohnte Lambertz
mit seiner Ehefrau Josepha in einer Villa in südlichen Stadtviertel Markkleeberg. Er starb am 26.
August 1963 in Leipzig und wurde auf dem Friedhof in Wien-Döbling begraben.
Obgleich Max Lambertz in erster Linie Altphilologe und später Theologe war, wurde und blieb
seine große Leidenschaft das Albanische. Man erinnert sich an ihn als einen der bekanntesten
deutschsprachigen Albanologen des zwanzigsten Jahrhunderts. Besonders hervorzuheben unter
seinen zahlreichen Veröffentlichungen aus dem Bereich der Albanologie sind: Albanische Märchen
und andere Texte zur albanischen Volkskunde (Wien 1922); Zwischen Drin und Vojusa: Märchen
aus Albanien (Leipzig 1922); ein zweibändiges albanisches Lesebuch mit Einführung in die
albanische Sprache (Leipzig 1948); Gjergj Fishta und das albanische Heldenepos "Lahuta e
Malcís," Laute des Hochlandes: eine Einführung in die albanische Sagenwelt (Leipzig 1949);
Die geflügelte Schwester und die Dunklen der Erde: albanische Volksmärchen (Eisenach 1952); ein
dreibändiger Lehrgang des Albanischen (Berlin 1954-1955, Halle/Saale 1959); Albanien erzählt:
ein Einblick in die albanische Literatur (Berlin 1956); und Die Volksepik der Albaner (Halle 1958).
Unveröffentlicht blieb sein 187-seitiges Typoskript Das Drama im albanischen Theater von heute
aus dem Jahre 1963.
Robert Elsie
Bibliographie | Schriftenverzeichnis von Lambertz